Vor ihrer Insolvenz im März 2018 war P&R mehr als 40 Jahre als Investmentfirma aktiv. Das Geschäftsmodell: Die Unternehmensgruppe verkaufte ihren Anlegern Schiffscontainer und vermietete sie in ihrem Auftrag weiter. Die Anleger erhielten feste Mietzahlungen, einige Jahre später kaufte P&R die Container zum Restwert wieder zurück. So investierten in 42 Jahren etwa 54.000 Anleger rund 3,5 Milliarden Euro.

Was dann herauskam: Rund eine Million Schiffscontainer von P&R gab es gar nicht, so der aktuelle Ermittlungsstand nach wochenlanger Recherche des Insolvenzverwalters. Das heißt konkret: In den Büchern standen 1,6 Millionen Stück, doch auffindbar sind nur 628.000. Dabei hat sich die Lücke laut Insolvenzverwalter Jaffé seit 2007 über die Jahre immer mehr vergrößert. Denn neu eingeworbene Gelder wurden dazu genutzt, Altanleger zu bedienen. Damit verdichten sich die Hinweise, dass die P&R-Gruppe womöglich ein Schneeballsystem betrieben hat.

Besonders schnell vergrößerte sich der enorme Fehlbetrag in den Jahren der Finanz- und Wirtschaftskrise bis 2010, als der weltweite Frachtverkehr per Schiff in eine tiefe Krise schipperte. Gründer Heinz R. sitzt in Untersuchungshaft. „Wir gehen von vorsätzlichem Handeln aus“, sagte eine Sprecherin der Münchner Staatsanwaltschaft.

Die P&R-Pleite könnte mit einem möglichen Schaden von bis zu zwei Milliarden Euro nach dem Flowtex-Skandal in den 1990er Jahren der zweitgrößte Betrugsfall seit 1945 sein.

Das Vermietungsgeschäft mit den tatsächlich vorhandenen Containern laufe stabil, so Jaffé. Über 90 Prozent dieser Flotte sei vermietet und generiere laufende Einnahmen. Ein übereilter Verkauf der ausgelasteten Containerflotte würde nur unnötig Werte vernichten. Wenn die Verwertung des vorhandenen Vermögens ungestört vorankomme, seien erste Zahlungen an die Gläubiger voraussichtlich im Jahr 2020 möglich.

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